Ein Pitbull-Mischling hat vor einigen Tagen im oberösterreichischen Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) einen 12-jährigen Buben schwer verletzt. Er war offenbar durch ein Gartentor in ein angrenzendes Waldstück gelaufen. Dort attackierte er den Buben. Ein Mann, der nach ihm gesucht hatte, erlitt eine leichte Bisswunde.
Der 21-jährige Hundehalter war bei einer Freundin zu Besuch, die ebenfalls einen Hund hat. Dort entwischte der Rüde aus dem Garten und das Drama nahm seinen Lauf. Der Besitzer hatte den eineinhalbjährigen Hund „Tyson“ erst seit kurzer Zeit und es war bereits die zweite Biss-Attacke des Hundes. Der Hund wird eingeschläfert.
Franz Allerstorfer, Bürgermeister von Feldkirchen an der Donau, kritisierte in mehreren Medien, dass man keine Voraussetzungen mitbringen müsse, um so einen Hund halten zu können. Es sei auch nirgends die Vorgeschichte des Hundes dokumentiert. Der 21-jährige Besitzer habe den Sachkundenachweis absolviert und das Tier auch gemeldet, doch das sei zu wenig. Es brauche strengere Vorschriften, so Allerstorfer.
Es ist ein Phänomen, das es so nirgends gibt. Ein einziger verantwortungsloser Hundehalter verursacht einen Unfall, und Tausende andere Hundehalter sollen dafür bezahlen. Mit strengeren Auflagen usw. Nicht nur der Verantwortliche wird bestraft, sondern alle Hundehalter. Weder bei Autounfällen noch sonstigen Unfällen gibt eine solche undemokratische Vorgehensweise und Sippenhaftung.
Das oberösterreichische Modell, bei dem man vor der Anschaffung eines Hundes einen (theoretischen) Sachkundenachweis ablegen muss, funktioniert sehr gut. Laut Statistik von 2017 sind die Hundebisse von 322 Hundebissen bei 56.850 gemeldeten Hunden im Jahr 2007 auf 206 Hundebissen bei 74.446 gemeldeten Hunden im Jahr 2017 zurückgegangen. Obwohl die Hundepopulation gestiegen ist, sind die Hundebeißverletzungen zurückgegangen. Und jetzt soll ein Erfolgsmodell aufgrund eines einzigen Vorfalls umgeschmissen werden?
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und der zuständige Landesrat Wolfgang Klinger (FPÖ) fordern in einer Presseaussendung ein neues Hundehaltegesetz. Geplant sei, den Zugang zu bestimmten Hunderassen in Form eines Hundeführerscheins zu erschweren. Außerdem sollen die Strafen bei Verstößen gegen das Hundehaltegesetz deutlich erhöht werden. Im öffentlichen Raum soll die bereits bestehende Leinen- bzw. Maulkorbpflicht verstärkt kontrolliert und auch exekutiert werden.
Gegen eine Erhöhung der Strafen hat der Österr. Hundehalterverband nichts, denn das trifft genau die, die es treffen soll – die schwarzen Schafe unter den Hundehaltern. Aber warum eine Rasseliste einführen? Damit wird man keinen einzigen Unfall verhindern können, denn einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Hund kann man nicht per Gesetz regeln. Warum eigentlich kein Hundeführschein für alle Neu-Hundehalter? Was spricht dagegen, dass man sich bei der Anschaffung eines Hundes intensiv damit auseinandersetzen muss? Der theoretische Sachkundenachweis vor der Anschaffung eines Hundes ist zu begrüßen, aber eine praktische Überprüfung auf Alltagstauglichkeit des Hundes (z.B. zwischen dem 10. Und 15. Lebensmonat) wäre ein guter Ansatzpunkt. Auffällig gewordene Hunde – egal welchen Alters – sollten ebenfalls einen Hundeführschein ablegen müssen.
Wenn sich die Hundehalter – und zwar alle – nicht bald für ihre Hunde einsetzen, wird es mittelfristig keine Hunde mehr geben. Wien macht es bereits vor, in welche Richtung es gehen kann: Permanenter Maulkorb- und Leinenzwang, Hundetötungen per Gesetz, Zuchtverbote usw. Wir müssen die vorbildlichen von den verantwortungslosen Hundehaltern trennen und nicht nach Rassen. Das ist der einzige Weg für eine gesicherte Hundezukunft. Und ein Heimtierzuchtgesetz, damit nicht mehr Jeder unkontrolliert Hunde vermehren darf. Der Import von Billigwelpen gehört auch abgestellt. Damit wären vermutlich fast alle Probleme gelöst. Nicht lösen kann man die Situation, indem man einfach irgendwelche Rassen auf eine Liste setzt.