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Auslandstierschutz: Schicksale geretteter Hunde

Spricht man Auslandstierschutz an, so spalten sich die Meinungen meist klar in zwei Lager: Für die einen ist er das Maß aller Dinge, weil die Tiere – meist – vor dem Tod gerettet werden, für die anderen ein absolutes No-Go, gleichzusetzen mit mafiösem Hundehandel. Die beiden Autorinnen dieses Berichts betreiben im Rahmen einer Fachschule für Herdenschutzhunde auch eine Rescue-Station (siehe auch Infokasten auf dieser Seite). Häufig landen dort auch Hunde aus dem Auslandstierschutz, weil die neuen Besitzer der „geretteten" Hunde völlig überfordert sind. Anhand von einigen konkreten Hundeschicksalen werden Probleme und Fehler aufgezeigt, damit sie in Zukunft vermieden werden können.

Seit vielen Jahren arbeiten wir im Tierschutz und werden immer wieder auch mit den Folgen des Auslandstierschutzes konfrontiert. So haben wir festgestellt, dass es sich dabei um ein hoch komplexes Geschehen mit vielen menschlichen „Zutaten" handelt: Mitleid und guter Wille, aber auch Unwissen und Selbstüberschätzung – all das führt zu Problemen, von denen aber viele vermeidbar wären. Auch freuen wir uns, dass einige Organisationen unsere persönlichen Erfahrungen aus ihrem Blickwinkel ergänzen. Denn es müssen Wege und Möglichkeiten gefunden werden, im Auslandstierschutz konstruktive Arbeit zu leisten und Veränderungen zu bewirken: Zum Wohl der Tiere UND der Menschen, die einem Hund aus dem Ausland ein Zuhause geben wollen. Fehler passieren überall, aber man muss sie ja nicht wiederholen. Damit das nicht passiert, werden im Folgenden einige konkrete Beispielfälle vorgestellt.

Mondi – durch halb Europa geschickt, um zu sterben
Mondi war ein Komondor und saß in einem Auffanglager in Rumänien. Er wurde beschrieben als sehr alt, aber gesund und sehr nett. Er hätte lediglich eine kleine Warze am Augenlid. Man suche für ihn einen Gnadenbrotplatz. Unsere Rescuestation hat ihm einen angeboten. Angekommen ist ein völlig verdreckter, verfilzter Hund mit völlig vereiterter Hinterhand. In der Folge wurde der Hund in der Rescuestation geschoren und gebadet, dem Tierarzt vorgestellt und die riesige, suppende Wucherung an der Hinterhand mit Antibiotika behandelt. Die Altersschätzung durch die Tierärztin schwankte von 2 bis 8, laut Impfpass war er knapp 10 Jahre. Alle Behandlungen blieben wirkungslos. Mondi ist verstorben.

Die Obduktion ergab eine unbehandelte alte Verletzung, die sich zu einer septischen Phlegmone (eitrige Infektion) ausbreitete. Diese nicht mehr behandelbare Sepsis kostete ihn letztendlich das Leben. Die Tierschutz­organisation, die durchaus einen seriösen, vernünftigen Eindruck machte, hatte die winzige Warze am Auge bemerkt, die großflächig verletzte, eitrige Hinterhand aber nicht. So war ein schwerkranker Hund dem Stress einer langen Reise ausgesetzt worden – um letztendlich doch zu sterben. Mondi wurde „gerettet" – wofür?

Milan – ein Streuner, seines Lebensinhaltes beraubt
Milan ist ein bildschöner, sehr netter, souveräner Tornjak-Rüde aus Kroatien. Er lebte dort bei deutschen Tierschützern, die einen kleinen Gnadenhof führen. Beschrieben wurde er als Raufer, besonders mit Rüden, weshalb er in Kroatien an der Kette hing. Der Tierschützer wendet sich an eine Organisation, weil der Rüde für ihn in der Gruppe nicht mehr händelbar ist. Die Organisation sucht einen Pflegeplatz, bringt den Hund nach Deutschland und stellt fest, dass der ursprünglich zugesagte Pflegeplatz abgesprungen ist. In der Not wird der Hund in einer Tierpension untergebracht, dort kann er aber nicht dauerhaft bleiben, weil die Kosten zu hoch sind. Eine Pflegestelle für den angeblichen Raufer ist nicht aufzutreiben. Er bekommt einen Platz in unserer Rescuestation.

Milan ist nicht aggressiv, sondern ein freundlicher Hund. Aber er ist auch ein nicht korrigierbarer Streuner und Selbstversorger, der 2 Meter hohe Zwingergitter überwindet und sich unterwegs einen „Hühner-Snack" gönnt. Er ist distanzlos freundlich zu jedermann, jedoch ohne besondere Bindung an irgendwen. Wo es für ihn etwas zu holen gibt, da geht er hin. Und wenn er streunen will, ist er wieder weg. Die Landstraße ist sein Leben. Wie lebt er jetzt? Eingesperrt in einem Haus, draußen nur an der Leine. Vermittlungschancen: Keine. Auch Milan wurde „gerettet".

Emma – Gott sei Dank nicht geholt
Emma ist ein junges Mastin-Mädchen von etwa 5 Monaten. Sie lebt seit 8 Wochen in einem Zwinger in Spanien. Eine Frau aus Bayern entdeckt Emma auf einer Webseite und adoptiert sie. Die Dame sucht einen ­netten Hund, hatte schon einmal einen Kuvasz. Sie ist der Meinung, Emma wird schon noch werden – sie ist ja noch so jung. Dass sie die Sozialisierungsphase schon hinter sich hat und das unter deprivierenden Umständen, das verschweigt die Organisation. Auch, dass Emma als Mastin Español in Bayern unter die Kampfhundeverordnung fällt, ihre Ungefährlichkeit per Gutachten nachgewiesen werden muss, erhöhte Hundesteuer entrichtet und Auflagen (Leinenzwang, Maulkorb) erfüllt werden müssen, erfährt die Dame nicht – obwohl die Organisation auch in Bayern sitzt. Die Organisation will den jungen Hund auf dem Landweg nach Bayern bringen: 4500 km bei Gluthitze. Die Dame findet das nicht gut und bietet an, dem Hund einen Flug zu bezahlen. Die Organisation verweigert das und besteht auf dem Landweg. Bei der Dame ent­stehen erste Zweifel, sie nimmt Kontakt mit Fachleuten auf und erfährt, was die Organisation verschwiegen hat. Sie tritt von der Übernahme zurück.

Emma muss nun nicht als Junghund in Bayern ihr Leben an der Leine und mit Maulkorb fristen, mit der „worst case"-Option, von den Behörden eingezogen und eingeschläfert zu werden. Auch Emma wäre „gerettet" worden.

Eros und Linus oder die Sachkunde der Organisationen
Eros kommt als junger Welpe mit einem operativ versorgten Bruch als angeblich netter, unkomplizierter, kinder-/katzen-/tierfreundlicher Haus- und Hofhund aus Ungarn zu zwei Frauen auf einen kleinen Hof im Burgenland. Mit zunehmender Gesundung erweist sich Eros jedoch als hoch explosiver Hund, der beim kleinsten Reiz aggressiv nach vorne geht, in Haus und Hof alles stellt und auch zubeißt. Tiere akzeptiert er überhaupt keine. Sie lösen Dauergebell aus. Bei Maßregelungen schnappt er nach ­seinen Besitzerinnen.

Die Organisation empfiehlt erst, den „Alpha-Status" des Menschen wieder herzustellen (was in solchen Situationen Leib und Leben desjenigen gefährdet, der das versucht) und verweigert dann die Zurücknahme des Hundes, da er gefährlich und unvermittelbar sei, verbietet aber gleich­zeitig ausdrücklich dessen Abgabe.

Auch Eros kommt in die Rescuestation. Er ist höchstwahrscheinlich ein Abkömmling der Sarplaninac-Diensthundära, als durch Einkreuzungen versucht wurde, aus dem ursprünglichen Hirtenhund Sarplaninac einen Super-Diensthund zu züchten. Herausgekommen sind schöne Hunde mit einer niedrigen Reizschwelle und der Tendenz, bei jedem noch so kleinen Reiz hoch aggressiv nach vorne zu gehen. Die Armee ist schon lange wieder abgekommen von der Idee, diese Hunde züchten und einsetzen zu wollen. Tierschutzorganisationen hingegen muten unbedarften Privatleuten diese hoch explosiven Hunde nach wie vor zu.

Linus ist ein relativ kleiner schwarz-weißer Wuschel aus dem Rumänientierschutz, vermittelt als freundlicher, kinderlieber Hund an eine Familie mit drei kleinen Kindern. Linus bewegt sich grundsätzlich nur mit unter dem Bauch eingeklemmter Rute und geht ebenfalls nach vorn, wenn er sich bedroht fühlt. Leider fühlt er sich von allem und jedem bedroht. Nach den Kindern schnappt er nach kurzer Zeit. Die Besitzerin beliest sich, schaltet eine Hundeschule ein, wendet sich an die Organisation. Und bekommt erklärt, dass es an ihrer Unfähigkeit liege, dass es mit dem Hund nicht klappt. Auch zurück übernehmen könne man den Hund nicht, denn für solche Hunde hätte man leider keine ­Pflegestellen. Auch Linus findet den Weg in die Rescuestation. Er ist depriviert, kennt nur andere Hunde, meidet Menschen, wo es geht, und entspannt sich nur in Hundegesellschaft. Dort ist er dann tatsächlich ein netter Hund. Linus ist vermutlich ein Herdengebrauchshund mit Wach- und Hüteanteilen, ähnlich den süddeutschen Schafhunden.

Linus und Eros wurden ebenfalls „gerettet" – um zu lebenslänglichen Gnadenbrotfällen zu werden, da sie in normalen Familien zum einen nicht händelbar sind und zum anderen unter krank machendem Dauerstress stehen würden.

Szultan – Rettung als Beginn einer Odyssee
Szultan ist der typische „Wander­pokal", wie es ihn im Tierschutz so oft gibt. Ursprünglich in einem ungarischen Tierheim, wird er 2011 vom Verein „Lichtblick für 4 Pfoten" nach Deutschland geholt, da es für ihn im Winter draußen im Zwinger in Ungarn zu kalt sei. Der Beschreibung nach verträglich und sehr menschenbezogen kommt er auf eine doggenerfahrene Pflegestelle. Dort zeigt er sich Menschen gegenüber nett und tatsächlich verträglich mit größeren Hunden. Als er sich allerdings die auf der Pflegestelle lebende Katze packt und schüttelt, so dass diese 2 Tage verschwunden ist und bereits für tot erklärt wird, ist die Begeisterung für Szultan nicht mehr ganz so groß.

Es meldet sich ein hundeerfahrener Mann für Szultan und er zieht um. Nach wenigen Tagen ist Szultan wieder zurück, da er sich diesmal einen kleinen wuscheligen Hund gepackt hat. In Ermangelung einer adäquaten Pflegestelle kommt er nun in eine Hundepension in einen ­Einzelzwinger mit Freilauf (einzeln) tagsüber. ­Szultan ist hoch gestresst, magert ab, ­resigniert. Da es nach wie vor keine passende Pflegestelle gibt, kommt Szultan auf einen Bauernhof. Der Verein organisiert wenigstens einen Gassi-Service. Nun interessiert sich eine nette Familie für Szultan, auch sie bringt den Hund allerdings innerhalb kürzester Zeit wieder zurück. Grund diesmal: Eine plötzliche Allergie der Tochter. Die nächste Vermittlung von Szultan endet damit, dass der neue Besitzer ihn ohne Wissen des Vereins an ein ganztägig berufstätiges Paar weitergibt. Als das Paar sich kurz darauf trennt und der Mann ins Ausland zieht, lassen sie Szultan allein in der Wohnung zurück.

Der Verein kümmert sich, hat allerdings nach wie vor das Pflegestellenproblem. Zwischenlösung ist diesmal die Unterbringung bei einem älteren Ehepaar, die nächste Vermittlung beginnt vielversprechend: Hunde­erfahrene Menschen, die sich zu­trauen – nach vielen Gesprächen und Treffen – mit Szultans Problem klarzukommen, übernehmen ihn. Kaum dort, entkommt er bereits am ersten Tag und packt sich einen kleinen Hund, den er schwer verletzt. Szultan muss sofort abgeholt werden. Mittlerweile ist der Hund völlig aus dem Takt, er traut Menschen nicht mehr und steht „unter Strom." Er wird daher in Einzelhaltung in eine Hundepension gegeben. Szultan hat in den knapp anderthalb Jahren in Deutschland insgesamt 10 Vermittlungs- und Pflegestellen durchlaufen.

Und heute? Szultan lebt mittlerweile in der Rescuestation, gut integriert in einer Gruppe von Herdenschutzhunden. Er hat 10 Tage gebraucht, um von seinem Stresslevel herunterzukommen, dann erst einmal drei Tage durchgeschlafen. Veränderungen machen ihm nach wie vor enorm zu schaffen. Zukunftsperspektive: ­Ungewiss.

Zita – Mitleid ist ein schlechter Ratgeber
Zita, eine nette, mittelalte Kuvaszhündin, fällt einer Tierschützerin in einem Tierheim in Ungarn auf. Mit ­„traurigen" Augen drängt sie sich ans Gitter, so dass die Tierschützerin beschließt, „Ich hol dich hier raus". Es findet sich eine sehr mitleidige Dame, die schon einen Kuvasz-Rüden hat und die in Zita ihren „Herzenshund" sieht, der nun unbedingt gerettet werden muss. Trotz einiger Bedenken, da auch hier keine Pflegestelle im Fall einer Rückgabe verfügbar wäre, lässt sich der Verein „Lichtblick für 4 Pfoten" auf Drängen der neuen Besitzerin überreden und holt Zita nach Deutschland. Die neue Besitzerin zeigt sich glücklich, füllt ihre Profile in den sozialen Netzwerken mit hochemotionalen Videos und Fotos unter dem Titel „mein Herzenshund".

Einige Wochen später zieht die Realität ein und postwendend bekommen alle Familienmitglieder eine Allergie – nur gegen Zita. Der Hund muss weg, sofort. Der Verein sucht nach einer Lösung, die auch gefunden wird. Dann die Nachricht: Zita kann bleiben. Man wolle es mit Desensibilisierung versuchen. Zwei Wochen später soll Zita dann doch abgegeben werden. Der Grund nun: Eine Darmerkrankung des Mannes, übertragen – angeblich – vom Hund. Kurze Zeit später ist von Beißvorfällen die Rede. Und natürlich ist es nun brandeilig. Das Mitleid der neuen Besitzerin ist schnell, viel zu schnell der totalen Überforderung gewichen. Der Hund muss weg, und das sofort. Allerdings möchte die Besitzerin bestimmen, wohin der Hund soll, und eine Abgabegebühr möchte sie auch nicht zahlen. Da der Verein dem nicht zustimmt, wird der Herzenshund Zita von der Besitzerin kurzerhand ins örtliche Tierheim verbracht, wo der Verein sie umgehend abholt.

Auch Zita wurde „gerettet" – und achtlos entsorgt, als die eigene Entscheidung die Menschen überforderte. Dazu Dr. Corinna Hinterding, 1. Vorsitzende des Vereins „Lichtblick für 4 Pfoten": „Wir haben aus diesen beiden Fällen gelernt und Lehrgeld bezahlt. Wir werden deshalb in Zukunft keine schwierigen Hunde mehr holen und große Hunde nur, wenn adäquate Pflegestellen verfügbar sind. Auch haben wir festgestellt, dass es im Auslandstierschutz auf Nachhaltigkeit ankommt, da für jedes Tier, das wir holen, ein neues (oder mehrere) vor der Tür steht. Wir unterstützen daher nur Projekte, die diesen nachhaltigen Tierschutz betreiben und auch im Land selber für die Verbesserung der Umstände sorgen."

Guter Wille allein genügt also nicht für vernünftigen, nachhaltigen Auslandstierschutz. Solides Fachwissen, die Fähigkeit, im Sinne des Tieres auch den stressfreien Tod durch ­Einschläfern in Erwägung ziehen zu können und die Fähigkeit, die ­eigenen Grenzen sehen zu können und danach zu handeln, sind unabdingbar, wenn solider, nachhaltiger Tierschutz gewährleistet sein soll.

Quantität ist nicht das Maß
Die Lager im Ausland sollten nicht überfüllt/nachgefüllt, sondern durch Aufnahmestopp geleert werden, damit die verbleibenden Tiere ein artgerechtes Leben führen können und die Stressbelastung sinkt. Reine Lebensquantität ist nicht das Maß der Dinge. Auch Lebensqualität muss gegeben sein, wenn das Ganze Sinn machen soll, für den einzelnen Hund, aber auch für die Menschen, die ihn irgendwann übernehmen. Hoch aggressive oder ängstliche Hunde mit massiven psychischen Schäden aufgrund der extrem belastenden Lagersituation oder ­deprivierenden Aufwuchsbedingungen werden ­NIEMALS umweltsichere Partner für das enge Leben in Deutschland oder Österreich. Und die Lösung ist da ganz sicher nicht das ausbruchssichere Geschirr für den ängstlichen Hund aus dem Ausland, der damit in einer für ihn unerträglichen Situation fixiert wird und keinerlei Handlungsmöglichkeit mehr hat.

Beachten Sie auch, dass die Hunde aus dem Ausland für ein ganz anderes Lebensumfeld sozialisiert sind als wir es hier haben. Die Sozialisierung ist unumkehrbar und etwa um die 20. Woche herum abgeschlossen. Damit hat der Hund sein grundlegendes Wesen. Auch wenn er sich anfangs aus Unsicherheit anpasst oder überhaupt erst gar nicht unterm Sofa hervorkommt – früher oder später kommt dieses Wesen wieder zum Vorschein und nicht selten stellt sich dann heraus, dass der Hund mit Verhaltensweisen, die ihm auf der griechischen Straße nützlich waren, hier nur aneckt und Probleme auslöst. Und wenn er nur wöchentlich alle Mülltonnen an der Straße nach Ess­barem durchsucht, weil er Hundefutter nicht mag, sondern auf Essensreste und Müll geprägt ist. Die Folgen sind oft Dauerstress für Hund und Halter, eine Einengung der Freiheit für beide und damit ein ­massiver Verlust an Lebensqualität. Dafür ist Ihnen der Hund nicht dankbar.

Die Organisationen sollten die gesetzlichen Bestimmungen kennen und einhalten. Diese sind völlig ausreichend, werden aber leider häufig umgangen.

Tierschutz vor Ort ist effizienter
Meiden Sie Organisationen, die mit mitleiderregenden Käfigfotos oder der bevorstehenden Tötung des Hundes Druck machen. Beides, Käfigunterbringung wie auch Tötung sind in Süd- und Osteuropa an der Tagesordnung und werden dauerhaft NICHT verhindert, indem man massenweise und unüberlegt die Tiere importiert. Dazu ist sachkundige, langwierige und oft frustrierende Arbeit vor Ort nötig. Auch das zeichnet eine seriöse Organisation aus: Arbeit im Herkunftsland, die über einen Ausbau der Lager, damit noch mehr Hunde aufgenommen werden können, hinaus geht.

Manipulation durch Druck
Darüber hinaus kann man unter Druck per se keine wohl überlegten Entscheidungen treffen. Genau die ist aber im Fall der Aufnahme eines Hundes – der immerhin 10 bis 14 Jahre lebt – dringend von Nöten. Außerdem ist Druck manipulativ – immer! Manipulation und seriöse, objektive Tierschutzarbeit passen jedoch nicht zusammen. Die Vermittlung muss zum Ziel haben, passgenau Hund und Halter zusammenzubringen – und nicht um jeden Preis einen Hund vor dem Tod zu retten, indem man ihn, egal wohin, vermittelt. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, ist das Leben hier bei uns für diese Hunde eben nicht immer per se die bessere Alternative.

Prüfen Sie vor einer Übernahme!
Neue Besitzer sollten sich vor Übernahme genau informieren, was auf sie zukommen kann, und bereit sein, den Hund zu behalten, egal wie er sich benimmt. Alles Fachwissen der Welt reicht nicht aus, valide zu beurteilen, wie ein Hund in der absoluten Aus­nahmesituation im Massenzwinger oder in einer Tötung nun wirklich ist und sich später, in seinem ­neuen Zuhause zeigen wird. Wenn Sie einigermaßen sicher gehen wollen, nehmen Sie einen Hund, der schon einige Zeit (ein paar Monate) auf einer hiesigen Pflegestelle lebt. Besuchen Sie ihn, machen Sie sich ein Bild. Und entscheiden Sie erst dann.

Prüfen Sie vor Übernahme, ob die Organisation Sie solide aufklärt, z.B. über Kampfhundelisten, rassetypische Eigenschaften oder was es bedeutet, einen Angsthund zu haben. Prüfen Sie, ob ein Auffangnetz im Sinne von Hilfe und Unterstützung für Sie und Ihren Hund existiert, wenn es zu Problemen kommen sollte.

Und das Wichtigste: Suchen Sie sich den Hund nicht per Bild im Internet aus. Bestehen Sie darauf, dass der Hund erst einmal auf eine Pflegstelle kommt, wo Sie ihn kennen lernen und sich ein Bild von ihm machen können. Und prüfen können, ob er zu Ihnen und Ihrem Leben auch wirklich passt. Alles andere wird weder dem Hund noch Ihnen selbst gerecht.

INFORMATION

Die Rescue-Station

Die im Artikel erwähnte Herdenschutzhunde-Rescue-Station wurde kurz vor Redaktionsschluss geschlossen. Wer Interesse an einem der Hunde hat, kann dennoch mit der Autorin Kontakt aufnehmen.

Sabine Lagies dazu: „Ursächlich waren allem Anschein nach Beschwerden wegen Hundegebell, da die zuständige Gemeinde mehrere fruchtlose Bescheide deswegen erlassen hat, die aber vom Verwaltungsgericht aufgehoben wurden. Nun wird über den Tierschutz argumentiert und mir u.a. zur Last gelegt, dass ein neu hier angekommener Mioritic verfilzt war, die Komondore kein gekämmtes Fell hatten und Mondi, der im Artikel beschrieben wird, hier gestorben ist. Dazu kommen einige gänzlich unerklärliche Vorfälle mit meinen Ziegen. Hier ermittelt derzeit die Staats­anwaltschaft Landshut. Die Hunde sind auf Tierheime verteilt worden.
Nähere Infos auf meiner Webseite ­www.herdenschutzhund.at"