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Von der Hundehalterin zur Hundetrainerin – Alltagsgeschichten


Geschichten, die das Leben schreibt, sind doch am schönsten. So zum Beispiel die ­Geschichte von Heidi Ludwig, die durch ihren „übermütigen” Hund ihre Passion als Hundetrainerin entdeckte. Mischling Cipris große Leidenschaft war das Jagen, und zwar alles, was sich bewegte, vom kleinen Vogel im Geäst bis zu Autos auf der ­fernen Landstraße. Er zog an der Leine wie ein Berserker und bei Rüdenbegegnungen fing er an zu pöbeln. Doch heute ist alles anders …

Im Alter von 30 Jahren habe ich dem vorwiegend kalten und nassen Deutschland den Rücken gekehrt und bin auf die Kanaren, nach Fuerteventura, ausgewandert. Das war nunmehr vor 27 Jahren. Meine Brötchen verdiente ich mir als Reiseleiterin für einen süd­deutschen Reiseveranstalter. Jeden Tag fuhr ich die verschiedenen Hotels an, um „meine” Gäste zu besuchen und ­ihnen bei ihren großen und kleinen Sorgen behilflich zu sein. Oft führte mich mein Weg an allein stehenden Häusern der Einheimischen vorbei, und oft sah ich Hunde an kurzen Ketten angebunden, die Wache schieben sollten. Manchmal in der sengenden Sonne und ohne Wasser. Eines Morgens lag vor solch einem Haus direkt an der Durchgangsstraße ein regungsloser Welpe, überfahren. Ich hielt an und stieg aus. Dem kleinen Kerl war jedoch nicht mehr zu helfen, er war tot, und so marschierte ich auf das Haus zu. Auf einer kleinen Terrasse waren noch 2 Welpen, die zu bellen anfingen, als sie mich sahen, jedoch nicht, um mich zu verjagen, sondern aus Freude! Ich klopfte an die Terrassentür und eine Frau öffnete mir. Ich erzählte von dem kleinen toten Hund auf der Straße. Sie winkte jedoch nur ab und sagte, wenn ich wollte, könnte ich die anderen beiden sofort mitnehmen, sie hätte keine Verwendung für die Hunde. Da ich alleinstehend war und viel unterwegs, schob ich den Gedanken beiseite, die beiden mitzunehmen, und fuhr weiter in den Ferienort, wo ich schon erwartet wurde.

Den ganzen Tag lang dachte ich jedoch an diese beiden Welpen. Ich hatte die Befürchtung, dass auch sie der Durchgangsstraße zum Opfer fallen würden. Aber wie sollte das gehen? Ich und zwei Hunde! Als ich am nächsten Tag auf dem Nachhauseweg wieder an diesem Haus vorbei fuhr, lag tatsächlich der zweite Welpe tot am Rand der ­Straße! Ohne noch irgendeinen weiteren ­Ge­danken zu verschwenden hielt ich an, stieg aus dem Auto aus, lief zu dieser Terrasse, zum letzten verbliebenen Welpen, klopfte an die Tür und nahm das junge Männlein auf den Arm. Da dieses Mal niemand öffnete, nahm ich ihn einfach mit und hinterließ eine kurze Nachricht.

16 Jahre Leo
Ich taufte ihn Leo. Und Leo war eine Seele von Hund! Unkompliziert, freundlich zu jedermann und jederhund. Er kam mit mir nach Deutschland, als ich nach 11 Jahren mein Bündel wieder packte und zurück in die Heimat zog. Nach 16 schönen, gemeinsamen Jahren musste ich ihn einschläfern lassen, er hatte Krebs. Und eigentlich wollte ich keinen weiteren Hund mehr, denn der Tod von Leo hatte ein großes Loch in mein Herz gerissen, welches lange nicht heilen wollte.

Cipri – Leos Gegenteil
Aber eines Tages war ich doch wieder unterwegs im Internet (meine 13-jährige Tochter ließ mir keine Ruhe), auf Seiten von Tierschutzorganisationen, die in Spanien tätig sind. Und ja, ich ­entdeckte einen Hund, der meinem geliebten Leo sehr, sehr ähnlich sah. Und er befand sich sogar schon in Deutschland auf einer Pflegestelle, und auch diese gar nicht weit weg von meinem Heimatort. Zwei Besuche, und es war um mich ­geschehen: Wir hatten einen neuen Hund namens Cipri! Er war ca. 6 ­Monate alt, kam aus der Tötung in Burgos, war geimpft und gechippt mit Heimtierausweis und auf Mittelmeerkrankheiten negativ getestet. Mehr wusste man nicht über ihn. Charakter­lich das glatte Gegenteil von Leo. Seine große Leidenschaft war das Jagen, und zwar alles, was sich bewegte, vom ­kleinen Vogel im Geäst bis zu Autos auf der fernen Landstraße. Er zog an der Leine wie ein Berserker, alles interessierte ihn mehr als das andere Ende der Leine. Bei Hundebegegnungen, hauptsächlich wenn ihm Rüden entgegen­kamen, fing er an zu pöbeln. Und last but not least: Manchmal knurrte er, wenn ich ihm etwas wegnehmen wollte.

Also das volle Programm! Es musste etwas geschehen! Mein ­Fachwissen über Caniden war nicht der Rede wert. Es hatte zwar gereicht, um Leo zu erziehen, aber das war einfach gewesen. Eine gute Hundeschule konnte ich mir finanziell nicht leisten, da ich alleinerziehend war. So kam es, dass ich im Internet zu forschen anfing und mir nach und nach eine ganze Bibliothek Fachliteratur zulegte. Sechs Monate verbrachte ich als Praktikantin bei einem guten und erfahrenen Hunde­trainer. Und je mehr ich lernte über Hunde und ihr Verhalten und warum sie tun, was sie tun, umso mehr war ich von dieser Spezies fasziniert. Ich toppte mein Wissen mit einem Fern­studium zur Verhaltensberaterin bei einer ­bekannten Akademie in der Schweiz.

Mit der Erziehung von Cipri ging es stetig aufwärts, ich wusste nun, was ich zu tun und zu unterlassen hatte, und ich wollte immer mehr wissen. Meine Neugier war und ist riesig! Ich besuchte Seminare und Workshops bei bekannten Hundetrainern, und irgendwann fragten mich dann Bekannte und Freunde, ob ich ihnen den einen oder anderen Tipp geben könnte für ihren Hund. Die Idee, eine eigene Hundeschule zu gründen, war geboren. Seit 2011 habe ich nun meine kleine, nebenberufliche Hundeschule. Das Arbeiten mit Hunden macht mir richtig Freude und mein größter Wunsch ist, irgendwann hauptberuflich als Hundetrainerin arbeiten zu können. Selbstverständlich bilde ich mich weiter fort, denn ich finde, dass man nie genug wissen kann über den besten Freund des Menschen!
Durch unseren schwierigen Hund Cipri habe ich zu meiner wahren Leidenschaft gefunden: Hundetrainerin!

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