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Der Fall Mischa

Als Reaktion auf den Bericht über die Tötung des Hundes Mischa im ­Tierheim ­Hamburg (in WUFF 5/2011) hat die ­Hamburger ­WUFF-Leserin Irmgard ­Töpelmann folgenden Beitrag verfasst. Im Gedenken an Mischa …

Viele Ungereimtheiten
Mischa war laut Hamburger Tierheim (HTV) ein American Staffordshire ­Terrier Mix, nach Behördeninfo ein Pitbull Terrier. Auf der Vermittlungsseite des Tierheims wurde er als freundlich beschrieben, obwohl er im Nachhinein ja so gefährlich ge­wesen sein soll. Doch hätte er dann gar nicht erst öffentlich zur ­Vermittlung an­geboten werden dürfen. Als ­unsicherer Hund nicht rechtzeitig an kompetente Stellen (z. B. Hundetrainer) weitervermittelt, nahm man ihm die Möglichkeit, sich positiv zu entwickeln. Leider bestand kein Interesse an den vorhandenen Hilfsangeboten von Tierschützern, die genau das verhindern wollen, was Mischa passiert ist.

Listenhunde rechtlos in Hamburg
Der Tod von Mischa ist meiner Ansicht nach das Ende einer Kette von In­kompetenz und Fehlentscheidungen, verbunden mit dem Ziel der Hamburger Behörden, diese Hunde „von den Straßen verschwinden“ zu lassen. Da Mischa als Tierheimhund Behördeneigentum war und keiner ihn schützte, musste er sterben, obwohl er sich Gassigängern gegenüber als freundlich und lernwillig präsentierte. Dass er ausgerechnet die Tierpflegerin gebissen haben soll, erscheint bezeichnend. Fakt ist, wenn sich eine Pflegerin von oben über einen un­sicheren Hund beugt, muss ihre fachliche Kompetenz hinterfragt werden. Bei Fehlverhalten des Pflegepersonals ist ein verbesserter Umgang mit den Tieren sicherzustellen. Je versierter der Umgang mit Hunden ist, umso geringer ist die Gefahr, gebissen zu werden.

Das Schicksal nimmt seinen Lauf
Die Gassigänger sollen zum Ver­halten Mischas nicht befragt worden sein. Stattdessen gab das Tierheim einen sehr negativen Bericht über Mischa ab. Super „Steilvorlage“, um den Hund töten zu können. Während Herr Graff (1. Vors. des HTV) jede Verantwortung von sich weist, ­findet er gegenüber der Gassigängerin Frau H. die Einschläferung als fragwürdig und schiebt den schwarzen Peter der Behörde zu. In einer Mail vom 03.02.2011 an Frau H. schreibt Graff: „Vermutlich spielen auch finanzielle Erwägungen bei der FHH (= Freie und Hansestadt Hamburg) eine ­Rolle, da diese nicht nur die Kosten des Wesenstestes, sondern auch die zukünftigen Kosten der Unterbringung des Tieres einspart“.

Sinn macht das sowohl für die Behörde als auch für den Betreiberverein des Tierheims, der nur über bestimmte Kapazitäten verfügt. Fast täglich ­werden neue Hunde allein wegen ihrer Rassezugehörigkeit beschlagnahmt, die ohne zu hinterfragen für von der Behörde gezahlte 15 Euro pro Tag hinter Tierheimgittern landen. ­Hinzu kommt, dass die Vermittlung von ­Listenhunden in Hamburg durch das restriktive Hundegesetz fast un­möglich ist.

Der Tod von Mischa nur die Spitze des Eisbergs?
Nur durch die über den schnellen Tod von Mischa empörte Gassi­gängerin, die vorher noch ­Tierschützer um ­Vermittlungshilfe gebeten hatte, wurde die ganze Tragik bekannt. ­Tierschutz und das Interesse ­vieler Politiker, Hunde ­bestimmter ­Rassen auszurotten, lassen sich nicht vereinbaren. Laut ­Hamburger Tierschutzverein ­wurden 16 ­Hunde im Jahre 2009 wegen nicht bestandener Wesenstests ­eingeschläfert. Die Frage nach einem ­Resozialisierungsprogramm für ­Hunde mit schlechter Vorgeschichte und ­Alltagsschwierigkeiten im Tierheim, wie in den Richtlinien der dem ­Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierheime vorgesehen, bleibt für mich bis heute unbeantwortet. Genauso ungeklärt ist der Verbleib der vom Tierheim mit „Pfotengeld“ vor einigen Jahren ins Ausland verbrachten mindestens 293 Listen­hunde!

Warum Mischa angeblich aggressiv war und welche vielseitigen Maß­nahmen hätten ergriffen werden ­können, angefangen bei Futter, ­Training, tierärztlicher Untersuchung etc., lässt sich nicht mehr klären, denn das Beweismittel Mischa wurde ja vernichtet. Da in Hamburg Tierschutz für Hunde bestimmter Rassen nicht mehr gilt, ist meine Konsequenz der Austritt aus dem Hamburger Be­treiberverein des Tierheims.