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Im Brennpunkt

Ein Gutachten
von Dr. Helmut Raiser

Was sind Tele-Impulsgeräte?
Die Tele-Impulsgeräte verschiedener Bauarten und Hersteller bestehen aus einer Sendeeinheit und einem Empfangsteil, mittels derer ein in Zeit und Stärke definierter elektrischer Impuls appliziert werden kann. 25-jährige Praxis zeigt, dass sachgerechter Einsatz des Tele-Impulsgerätes dem Hund weder psychisch noch physisch schadet, keine Verhaltensabnormitäten auftreten und notwendige Lernprozesse für den Hund schneller, schmerzfreier und nachhaltiger zu absolvieren sind, als mit konventionellen Ausbildungsmöglichkeiten. Behauptungen, dass der applizierte Stromreiz die Hirntätigkeit nachhaltig negativ beeinflusst, sind nicht wissenschaftlich belegt, Gutachten zum E-Gerät von Feddersen-Petersen sind eher dilettantisch; ernst zu nehmende Untersuchungen aus der Lernpsychologie haben sogar im Gegenteil belegt, dass leichte elektrische Reizung im zeitlichen Zusammenhang mit Lernprozessen das Lernvermögen fördert.

Bei unsachgemässem Gebrauch schädlich
Von den Gegnern des Tele-Impulsgerätes wird nichtsdestotrotz immer wieder auf potentielle Gefahren verwiesen, die von dessen Verwendung für das Tier ausgehen sollen. Unbeachtet bleibt dabei meist, dass dies bei unsachgemäßem Gebrauch prinzipiell für alle Ausbildungshilfsmittel gilt. Das Tele-Impulsgerät selektiv zu tabuisieren ist irrational und willkürlich. Vielmehr müssen personelle und strukturelle Voraussetzung für eine wesentlich stärker fachlich konzipierte und kontrollierte Ausbildung (gerade auch im traditionellen Bereich) geschaffen bzw. gewährleistet werden, als bisher praktiziert.

Vergleiche mit Humanpsychologie
Die Abneigung gegenüber Strom in der Ausbildung mag bei vielen Menschen auch psychologische Gründe haben und zum Beispiel auf die bekannten Experimente aus der Humanpsychologie mit elektrischen Strafreizen, auf eigene Erfahrungen (Stromschlag) oder gar Assoziationen mit dem elektrischen Stuhl zurückzuführen sein. Übersehen wird dabei meist, dass Strom im lebenden Organismus wichtige Funktionen ausführt (Rezeptor-, Nerventätigkeit), heilende Funktionen ausübt (Medizin) und im Bereich von angenehm bis tödlich wirken kann.

Epikrise
Die Mensch-Hund-Kooperation ist ein über zehn tausend Jahre altes Kulturgut, hier bedarf es keiner Rechtfertigung. Erziehung ist notwendig, um den Hund in seine Umwelt so zu integrieren, dass er selbst und die Umwelt keinen Schaden nimmt. Ausbildung ist notwendig, um den Gebrauchshund als Kulturgut zu erhalten. Nur wenn ausgebildet wird, können die Individuen in definierten Prüfungen gesichtet und dadurch selektiert werden, der Zucht zugeführt und somit als Kulturgut erhalten bleiben.
Im Rahmen von Erziehung und Ausbildung sind ethologische Erkenntnisse anzuwenden. Die Grenzziehung zwischen gut und schlecht, erlaubt und nicht erlaubt, wirft Fragen der Ethik und der Tierrechte auf.
Ethische Ansätze und moralische Überzeugungen sind vielfältig. Erkenntnistheoretischer Zugang zur Beurteilung von Sentientismus ist uns verwehrt, kann aber „in Analogie“ interpretiert werden. Dabei kommt es zwangsläufig auf Grund des subjektiven empirischen Erkenntnisgrades zu Verzerrungen und Falschinterpretation. Inkohärenz und Irrationalität in den moralischen Urteilen sind die Folge. Dies spiegelt sich auch in der Tierschutz-Gesetzgebung wieder, in welchem es um die Kohärenz schlecht bestellt ist

Neue Gerätegeneration
Das Einsatzspektrum des Tele-Impulsgerätes ist durch die neue Generation von Geräten mit sehr differenzierten Reizmöglichkeiten vergrößert worden. Aus kynologischer und ethologischer Sicht ist es bei sachgerechter Anwendung sinnvoll und tiergerecht und aus ethischer Sicht zwingend:

Vorteile
Eine derart dosierte und adäquate sowie reproduzierbare Einwirkungsmöglichkeit gelingt mit konventionellen Techniken nicht. Damit wird Zwang kommunizierbar und vermittelbar. Mit minimalster Einwirkung kann optimaler Erfolg sichergestellt werden, für den Hund die schonendste Methode.
Die gezielte, sachkundige Anwendung ist oft die einzige Möglichkeit, die Integration von Hunden in die Zivilisation dauerhaft zu erreichen und ein lebenslängliches Eingesperrtsein sein oder drohende Euthanasie abzuwenden.
Im Sinne der „Leitplankenfunktionen“ kann Gelerntes auch auf Entfernung sofort stabilisiert werden, der Hund für das Hör- oder Sichtzeichen sensibel gehalten oder sensibilisiert werden. Zwei weitere Vorteile zeigen sich in der Praxis dadurch, dass der Hundeführer sich nicht zu seinem Hund bewegen muss, um Einwirkungen zu tätigen.
1) Bei zwanghaften Einwirkungen wird dabei der unangenehme Lernprozess vermieden, dass der herannahende Hundeführer Meideverhalten erzeugt. Die Harmonie des Hund-Hundeführer-Verhältnisses wird nicht belastet.
2) Mit den „ursprünglichen Einwirkungen“ im Bereich des Lernprozesses kommt es häufig zu der Fehlverknüpfung, dass der Hund nicht das Hör- oder Sichtzeichen annimmt, sondern von der ursprünglichen Einwirkung abhängig wird, und dann auf Entfernung nicht reagieren kann. Hier bringt das moderne Tele-Impulsgerät Vorteile, die den Hund insofern zu Gute kommen, dass er schneller und exakter lernt, weniger Zwänge und Korrekturen benötigt, und entsprechend freudiger arbeitet und gehorcht.

Meideverhalten erzeugen
Das Level A) ist der einzige Bereich, in welchem die sachgerechte Anwendung des Tele-Impulsgerätes möglicherweise mit dem Tierschutzgesetz konfrontiert ist, wobei Sentientismus, subjektiver Erkenntnisgrad, mangelnde Kohärenz keine klare Abgrenzung erlauben. Dagegen spricht die Tatsache, dass im Sinne der Abwägung es durchaus gut sein kann, dem Hund derart Schmerzen zuzufügen, dass Meideverhalten erzeugt wird.
Im konkreten Fall des Wilderns kann dadurch der Hund vor Schaden bewahrt werden, indem er nicht vom Auto überfahren wird, der Mensch kann vor Schaden bewahrt werden, indem der Schulbus mit den Kindern nicht durch den Graben fährt und sich überschlägt, weil er dem wildernden Hund ausweicht, und das Wild kann vor Schaden bewahrt werden, weil es nicht vom Hund gehetzt und körperlich versehrt wird.

Instrumentelle Konditionierung
Im Level B) wird das E-Gerät auf mittlerer Reizstufe (Störung, Unannehmlichkeit) im Bereich der instrumentellen Konditionierung eingesetzt. Hier speziell im Bereich der Lernfixierung durch Konflikte (Leitplankenfunktion). Der im Gesetz tabuisierte Bereich von „nicht unerheblichen Schmerzen …“ wird hierbei nicht tangiert.
Beispiel: Hund bricht aus Ausbildungsstand aus („Ungehorsam“), sofortiger Konflikt über Tele-Impulsgerät stabilisiert Ausbildungsstand und verhindert Umlernen und damit eine Flut von Korrekturzwängen.

Kein Tierschutzproblem
Im Level C) wird das E-Gerät auf niedrigster Stufe (unterhalb von Schmerzen an der Sensibilitätsgrenze, d.h. keine Einschränkung durch das Tierschutzgesetz) bei der instrumentellen Konditionierung für das Lernen durch Bestätigung eingesetzt, um Bewegungen zu steuern oder die Ausführungen auf die „stellvertretende Einwirkung“ (Hör- oder Sichtzeichen) zu fokussieren. Dieser Bereich ist ein recht unbekannter Bereich, der viel schonender und verständlicher für das Tier ist, als konventionelle Erziehung und Ausbildung.
Das Tele-Impulsgerät hat sich in über dreißig Jahren zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel in der Hundeerziehung und Hundeausbildung entwickelt. Früher standen nur Geräte zur Verfügung, die durch schmerzhafte Einwirkungen den Hund unter Kontrolle bringen sollten. Sie erfüllten schon zu damaliger Zeit konkurrenzlos ihre Zwecke, und haben nach wie vor ihre Bedeutung, weil sie bei sachgerechter Anwendung das mildeste unter den möglichen Mittel darstellen und einen nachhaltigen Lerneffekt haben.
Neuere Gerätegenerationen mit sehr sensiblen Einwirkungsbereichen haben das Anwendungsspektrum erheblich erweitert, die Kommunikation zwischen Mensch und Hund um ein Vielfaches verbessert, und damit die Erziehung und Ausbildung wesentlich verbessert und tiergerechter werden lassen.
Das Tele-Impulsgerät selektiv zu tabuisieren ist irrational und willkürlich. Vielmehr müssen personelle und strukturelle Voraussetzung für eine wesentlich stärker fachlich konzipierte und kontrollierte Ausbildung (gerade auch im traditionellen Bereich) geschaffen bzw. gewährleistet werden, als bisher praktiziert.

>>> WUFF – INFORMATION

Tele-Impulsgeräte in der Hundeausbildung:
Ein Gutachten von Dr. Helmut Raiser

Teil 1 (in WUFF 10/00): Philosophische Grundfragen
sowie ethische und ethologische Grundlagen der Hundeausbildung

Teil 2 (in WUFF 11/00): Fragen der Anwendung von Tele-Impulsgeräten

>>> WUFF – INFORMATION

Tele-Impulsgeräte

In der Hundeerziehung und Hundeausbildung kann man das Tele-Impulsgerät prinzipiell auf drei Ebenen einsetzen:

A) Auf hohem Level (d.h. im Schmerzbereich) mit einer Intensität, die Meideverhalten bewirkt, um Triebblockaden zu erzeugen, damit der Hund oder auch seine Umwelt vor Schäden bewahrt wird.
Beispiele: neurotische Verhaltensweisen, Bellen, Beißen, Wildern, Raufen, Hetzen

B) Auf mittlerem Level (d.h. auf einem Niveau von gerade eben nicht mehr angenehm) um im Sinne der „Leitplankenfunktion“ eine absolvierte Grundausbildung zu überwachen. (Lernfixierung durch Konflikte).
Beispiel: Hund bricht aus Ausbildungsstand aus („Ungehorsam“), sofortiger Konflikt über E-Gerät stabilisiert Ausbildungsstand und verhindert Umlernen und damit eine Flut von Korrekturzwängen.

C) Auf unterstem Level (d.h. weit unterhalb von Schmerzen an der Sensibilitätsgrenze, unterhalb von unangenehm) um Aufmerksamkeit oder Körperbewegungen zu erzeugen. Zur Fokussierung auf Hör- oder Sichtzeichen, d.h. zu einem störungsfreieren und verständlicheren Lernprozess als mit herkömmlichen Ausbildungsmethoden zu erreichen war. Belastendere konventionelle Methoden können vermieden werden.

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Literaturangaben

– Bellon, Bart & Raiser, Helmut: Kontakt, Videoseminar. Krefeld: Rixen 1998
– Killmann, Franz: Persönlicher Briefwechsel zum Thema 1999
– Lorz, Albert: Tierschutzgesetz. München: Beck 1992, überarbeitet von Metzger, Ernst 1999
– Nida-Rümelin (Hg.): Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung. Stuttgart: Körner 1996
– Raiser, Helmut: Der Schutzhund. Berlin: Parey 1979
– Raiser, Helmut: Der Schutzdienst, Videoseminar. Süderbrookmeerland: Schecker 1985
– Raiser, Helmut: Pressing im Schutzdienst, Videoseminar. Krefeld: Rixen 1995