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Der Schmerz hört nicht auf …

Die Fakten:
Am 4. 12.2000 wurden die 4 American Staffordshire Terrier der Familie Bruch in Viernheim von zwei Beamten der dortigen Polizei mit mindestens 14 Schüssen aus einer MP 5 getötet, weil sie einen Passanten bedroht und die Polizisten und deren Auto angegriffen haben sollen (WUFF berichtete in 2/01). Die genaueren Recherchen weckten allerdings so große Zweifel an der Darstellung der Polizei, dass nun mittlerweile bereits mehrere Anzeigen gegen die beiden Polizisten und gegen Unbekannt erfolgten, und zwar wegen mehrfachen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, Sachbeschädigung (der Zaun des Grundstücks wurde von aussen beschädigt!) und auch wegen Körperverletzung in mehreren Fällen. Die Familie ist durch den entsetzlichen Vorfall traumatisiert und krank geworden. Besonders die Kinder leiden sehr.

Fragen über Fragen
Aufgrund der Brisanz des Falles (die Anzeigen richten sich immerhin gegen 2 Polizisten in Hessen, zudem ist der Vorwurf an diese beiden Beamten einfach unglaublich), wollen wir die Ergebnisse der monatelangen Recherchen (gerichtsmedizinisches und andere Gutachten, Zeugenaussagen, Fotos, Tatortbesichtigung etc), die WUFF allesamt vorliegen, noch nicht vollständig veröffentlichen. Nur zur Orientierung soviel: Der Zaun des Grundstücks der Familie wurde von außen hochgebogen, so daß die Hunde nach außen konnten. Wer hat dies mit welcher Absicht getan? Außerdem waren die Tiere alle als völlig friedlich und sozial gut verträglich bekannt. Bei dieser erwiesenen Freundlichkeit erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass sie aggressiv gegen die beiden Polizisten und deren Auto vorgegangen sein sollen, zumal es sich bei zweien von ihnen um 5 Monate alte (!!) Welpen von etwa Cockergröße gehandelt hat – mit Milchzähnchen! Auch ein von den Polizisten angegebener, angeblich bedrohter Passant, ist wie vom Erdboden verschluckt und auch nie aufgetaucht. Gab es ihn gar nicht? Aus welchen Gründen haben also gerade diese beiden Polizisten ihre MP unter anderem auf zwei kleine Hundewelpen (!) der Familie Bruch gerichtet und abgedrückt? Wie stehen die beiden Polizisten persönlich zur Familie Bruch? Gibt es mögliche persönliche Motive zu finden? Oder existiert gar ein geheimer Schießbefehl der Polizei auf Hunde bestimmter Rassen, den sich diese Polizisten aus bestimmten Motiven zunutze machten? Man erinnert sich – der Zaun des Grundstücks war von außen aufgebogen … Fragen über Fragen.
Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen und Aktenzeichen vergeben, aber bis zum Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch keine Anklage erhoben. Die WUFF-Deutschlandredaktion erwartet nun, dass es endlich zu einem Prozeß kommt und der Familie Bruch und ihren Hunden Gerechtigkeit widerfährt. Der Bericht der Mutter (siehe Kasten "Brief einer Mutter") zeigt deutlich, wie groß noch immer der Leidensdruck ist.
Das Zustandekommen des Prozesses ist umso wichtiger, als es in diesem Fall nun nicht nur Hundehalter allein sind, die bereits äußerst skeptisch sind, ob die verfassungsmäßige Gewaltentrennung von Polizei und Justiz in Deutschland noch eine Tatsache ist. Deutsche Bürger mit Hunden suchen den Schutz der Justiz vor möglicher Willkür von Staatsorganen und erhoffen sich endlich eine Klärung der Frage, ob nun Halter bestimmter Hunderassen in Deutschland tatsächlich vogelfrei und ihre Hunde zum Abschuss freigegeben sind!



>>> WUFF – INFORMATION


Brief einer Mutter

Stellvertretend für viele Menschen, die heutzutage in Deutschland unter dem von Medien geschürten Hundehass und der vom Staat akzeptierten Diskriminierung von Haltern bestimmter Hunderassen leiden, beschreibt eine Mutter, was ihre Familie heute noch empfindet, viele Wochen nach der Erschießung ihrer 4 geliebten Hunde durch zwei Polizisten ihrer Heimatstadt Viernheim in Hessen.

"Der Schmerz hört nicht auf"
von Christel Bruch

Auch heute, 3 Monate nach dem schrecklichen Ereignis, wo unsere Hunde Laika, Rocky, Sammy und Ronnja am 4. Dezember 2000 von 2 Viernheimer Polizisten mit Maschinenpistolen regelrecht durchlöchert und gequält wurden, ist in der gesamten Familie noch keine Freude eingekehrt, und die Sehnsucht nach unseren Lieblingen wird immer größer. Abends oder auch morgens spürt man die liebevolle Nähe nicht mehr, wenn sie sich auf die Füße bei uns legten, nur um in unserer Nähe zu sein, und uns ihre Liebe zeigten. Oder wenn wir mit ihnen herumtobten, die Kinder Benjamin, Manuel und Angelina: es ist alles anders.
Man möchte das schreckliche Geschehen von sich wegdrängen, aber es geht nicht. Auch noch heute müssen wir weinen, wenn wir daran denken. Wenn ich aus dem Bad-Fenster schaue in den Garten, wo noch ihre Schüsseln stehen und das Spielzeug liegt, überfällt mich ein Weinkrampf und ich muss das Fenster wieder schließen. Ich werde dann daran erinnert, wie sie im Garten spielten und herumtollten, oder wie Nachbarskinder mit ihnen durch den Zaun spielten. Es ist alles so schrecklich und noch immer unfaßbar, und wir wünschten, es wäre alles noch wie früher, als sie noch glücklich bei uns lebten.
Wir hatten alle sehr viel Freude mit ihnen und ich glaube, wer einmal solche Tiere gehabt hat, der würde sich immer wieder einen solchen Hund holen. Diese Tiere haben so ein gutes Sozialverhalten gegenüber Menschen wie auch Tieren. Laika, Rocky und die kleinen Sammy und Ronnja spielten mit jedem, egal, ob es ein Jagdhund, Dobermann, Retriever oder Pinscher war: sie rannten mit ihnen gemeinsam über die Felder, und wir hatten sehr viel Spaß.
Meine Tochter Angelina sagte eines Abends, als sie mit der Bahn nach Hause fuhr und auf dem Acker etwas liegen sah: "Es ist furchtbar! Ich habe gedacht, dort liegen unsere Hunde!" Und sie weinte. Sie hatte das schreckliche Bild von den blutverschmierten Hunden noch immer in ihren Gedanken, und sie kommt einfach nicht davon los. Sie kann an keinem Feld vorbeigehen, ohne die schrecklichen Bilder zu sehen. Die Hunde waren alles für uns, und sie fehlen uns ganz arg.
Es fehlt ihr freundliches Schwanzwedeln, wenn wir morgens herunterkamen, und wir begrüßten sie mit "Guten Morgen, Laika, Rocky, Sammy, Ronnja! Habt Ihr gut geschlafen?" Wir waren bis zu diesem Zeitpunkt eine glückliche Familie, bis die Polizisten uns das nahmen, was wir über alles liebten.
Ich könnte noch so viel schreiben, aber es tut so weh." 6. März 2001