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Hilfe vor Ort – statt hundlicher Souvenirs

Wer kennt sie nicht oder hat noch nicht von ihnen gehört? Die herrenlosen Hunde in den südlichen Urlaubsländern, die das Herz manches Touristen rühren und dann oft über abenteuerliche Wege gerettet werden – nur um dann bei uns in einem ohnehin schon überfüllten Tierheim zu landen. Denn nicht immer behalten die touristischen Tierfreunde ihr „gerettetes" Tier, und nicht immer ist es richtig, einen Streunerhund aus seiner angepassten Umgebung und seinem Rudel in unsere Städte zu holen. Hilfe vor Ort ist ein wesentlich effizienteres Mittel, Tierleid zu lindern. Ein in Deutschland gegründeter Verein, die Tierhilfe Süden, ist nun seit einigen Monaten auch in Österreich aktiv und unterstützt Kastrationsprogramme und Tierärzte, die sich um alte oder kranke Tiere vor Ort kümmern. Die diplomierte Biologin Birgit Reuter aus Mödling bei Wien leitet den Österreichableger des Vereins, der sich vor allem in der Türkei, Griechenland, Italien, Slowenien und Bulgarien engagiert.

Klinik für Streuner
So wurde etwa in Sofia die erste Klinik für Straßenhunde eröffnet, wo jeder Bürger „seinen" Streuner – und davon gibt es etwa 100.000 – kostenlos kastrieren, impfen, entwurmen und markieren lassen kann. Vor allem die Registrierung ist neu und bedeutet für den Hund das Überleben, denn der Bürgermeister von Sofia, Stafan Sofianski, hat zugesichert, dass diese markierten Hunde von seinen Hundefängern nicht eingefangen werden. Dennoch – der Wermutstropfen in Sofia ist das „Tierheim Lozenec", in dem nach Angaben der Tierhilfe Süden pro Woche etwa 300 Streunerhunde grausam getötet werden. Das Fell soll für italienische Designerfirmen bestimmt sein. Da die Hundefänger pro Hund 3 Leva (ca. 21 ATS = 3 DM) bekommen, ist das für diese Kopfgeldjäger ein sehr lukratives Geschäft. Die Tierhilfe Süden war bereits beim EU-Parlament in Brüssel, um die Stadt Sofia wegen dieses als Tierheim getarnten „Hundeschlachthofes" anzuklagen, aber bis jetzt ohne Erfolg.

Die Straßenhunde von Sofia
In der Zeit des Kommunismus arbeiteten in Bulgarien viele Koreaner und Vietnamesen, auf deren Speiseplan stets auch Hunde standen. Mit der Wende zur Demokratie verließen sie 1989 das Land und damit hatten die Streuner keine „natürlichen Feinde" mehr. Mittlerweile sind es um die 100.000 Vierbeiner, die nächtens um die Mülltonnen von Sofia kämpfen. In Hauseingängen und Hinterhöfen werfen sie ihre Jungen, lagern auf den Grünstreifen der Stadt und sind oft in einem erbärmlichen gesundheitlichen Zustand.

Kastrieren statt töten
Die Idee eines Kastrationsprojektes ist es, die Vermehrung der Tiere zu verhindern. Sinn ist es, nach der Kastration den Hund wieder an seinen angestammten Platz zurückzubringen, wo er dann sozusagen als „Platzhalter" dient. Würde man dies nicht tun, den Hund etwa töten oder ins Ausland bringen, rücken sofort nachkommende Tiere aus dem Hinterland in die Stadt und belegen die nun „freigewordenen" Hündinnen. So aber hat sich gezeigt, dass der Nachwuchs aus- und das Rudel erhalten bleibt, sich aber nicht mehr vergrößert. Das Töten oder Verbringen der Hunde ins Ausland ist deshalb kontraproduktiv, so Renate Bergander, Schriftführerin von Tierhilfe Süden Österreich, weil dadurch das Platz- und Futterangebot größer würde und weitere Hunde nachrücken könnten.

Streuner gehören in den Alltag
Es ist nicht das Ziel der Tierhilfe Süden, die Regionen „streunerfrei" zu machen. Denn Streunerhunde sind in den südlichen Ländern Teil des Alltags und werden oft auch von den Einheimischen toleriert und gefüttert. Die ungebremste Vermehrung und die Infektionsgefahr hingegen bewirken, dass die Situation außer Kontrolle gerät und die Stadtverwaltungen zu grausamen Mitteln greifen. Dies zu verhindern, ist erklärtes Ziel dieses gemeinnützigen Vereines.

Zaubermittel Hundehütte
Weitere Projekte sind die Vergabe von Hundehütten an arme Kettenhunde, die in der Türkei sehr häufig sind. Die Tierhife Süden verschenkt stabile Hundehütten, gekoppelt mit einem Abgabevertrag. Auch Laufleinen werden vergeben, um den Kettenhunden größere Bewegungsfreiheit zu geben. Interessant ist die Erfahrung, die die Helfer vor Ort machten: Durch das Geschenk der Hundehütte bekommt der Hund für seinen Besitzer plötzlich einen höheren Stellenwert. Auf alle Fälle aber haben die Hunde damit einen Schutz vor der Witterung. Mit diesen und anderen Maßnahmen sollen die Lebensbedingungen der Hunde im Süden Europas verbessert werden, wobei den Tierschützern von Tierhilfe Süden ganz wichtig ist, dass damit ein Umdenken der Menschen verbunden ist: „Die Einheimischen sollen erkennen, dass Tiere Lebewesen sind, die sehr wohl leiden können, und die – wie der Mensch – ein Recht auf ein lebenswertes Leben haben".

>>> WUFF – INFORMATION

HILFE VOR ORT:
Infos und Möglichkeiten zur Mithilfe

Österreich: Tierhilfe Süden
Obfrau Dipl.Biol. Birgit Reuter,
Elsa-Brandströmgasse 16, A-2340 Mödling.
Tel + Fax: 02236/ 48501
E-mail: paradise@netway.at
Spendenkonto: Kto.Nr.: 0178-5566900, BLZ 11000, CA

Deutschland: Tierhilfe Süden e.V.
Konradstrasse 12, D-80801 München,
Tel.+Fax: 089/ 397722
E-mail: Renate_Bergander@Compuserve.com
Spendenkonto: Kto.Nr.: 2626900, Sparda-Bank, München, BLZ 70090500
www.tierhilfe-sueden.de